top of page

Fallstudie: Wie eine Kfz-Versicherung zur Herausforderung werden kann – und welche Optionen es gibt

  • Autorenbild: Engin Secgin
    Engin Secgin
  • 24. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. März

Am 12.12.2024 suchte mich Frau Meier (Name aus Datenschutzgründen geändert) mit einer dringenden Frage auf. Sie wollte ihre Kfz-Versicherung kündigen, da ihre Tochter im nächsten Jahr den Führerschein macht und als Mitfahrerin im Versicherungsschutz berücksichtigt werden soll. Die Beitragsberechnungen ihres aktuellen Versicherers zeigten, dass die Kosten durch diese Änderung erheblich steigen würden.


Die Hürden: Kündigungsfrist und eingeschränkte Wechselmöglichkeiten

Leider war eine Kündigung der bestehenden Versicherung nicht mehr möglich, da die Frist am 30. November bereits um 14 Tage überschritten war. Eine Sonderkündigung kam ebenfalls nicht infrage, da keine Beitragserhöhung vorlag.

Ein Wechsel des Versicherers wäre erst wieder zum regulären Kündigungstermin am 01.01.2026 möglich. Alternativ könnte ein Fahrzeugwechsel – beispielsweise durch den Kauf eines neuen Fahrzeugs – einen vorzeitigen Wechsel ermöglichen.


Warum sich die Beiträge erhöhen

Die deutliche Erhöhung der Beiträge ergab sich aus den sogenannten „weichen Tarifierungsmerkmalen“:


  • Alter der Fahrerin: Junge Fahrerinnen und Fahrer unter 25 Jahren werden aufgrund eines höheren Unfallrisikos in der Regel teurer eingestuft.

  • Erweiterter Fahrerkreis: Mit der Tochter als Fahrerin vergrößert sich der Kreis der Nutzer, was das Risiko und damit die Kosten erhöht.

  • Individuelle Berechnung der Versicherer: Jeder Anbieter bewertet diese Faktoren unterschiedlich, was zu erheblichen Beitragsunterschieden führen kann.


Da jeder Versicherer eigene Bewertungsmaßstäbe anlegt, hätte ein Wechsel möglicherweise einen günstigeren Tarif ermöglicht – was aufgrund der bestehenden Vertragsbindung jedoch ausgeschlossen war.


Abmeldung des Fahrzeugs: Warum das keine Lösung ist

Frau Meier hatte zudem überlegt, den Sprinter kurzfristig abzumelden, um ihn bei einem anderen Versicherer neu anzumelden. Dies ist jedoch keine praktikable Option.


  • Nach der Abmeldung wird die bestehende Versicherung in eine Ruheversicherung überführt. Diese bietet weiterhin Schutz, z. B. bei Diebstahl oder Schäden durch Feuer, und kann sinnvoll sein, um das Fahrzeug abgesichert zu halten.

  • Sobald das Fahrzeug wieder zugelassen wird, lebt der ursprüngliche Versicherungsvertrag automatisch wieder auf. Ein Wechsel des Versicherers ist deshalb ausgeschlossen.

  • Hinzu kommt, dass ein Wechsel des Versicherers bei einer Wiederzulassung durch gesetzliche Vorgaben nicht erlaubt ist, wenn der alte Vertrag nicht regulär gekündigt wurde.


Denkbare, aber nicht immer praktikable Option – Lkw-Zulassung prüfen

Auch eine Lkw-Zulassung stand kurz im Raum – denn unter bestimmten Bedingungen kann sie sich steuerlich und versicherungstechnisch lohnen.

Aber Vorsicht: Diese Möglichkeit ist keineswegs eine pauschale Lösung und sollte nur in Einzelfällen in Betracht gezogen werden.


Was bedeutet eine Lkw-Zulassung konkret?

Damit ein Fahrzeug als Lkw zugelassen werden kann, müssen bestimmte technische und nutzungsbezogene Kriterien erfüllt sein:

  • Technische Anforderungen: Das Fahrzeug muss primär für den Gütertransport ausgelegt sein. Ladefläche, Gewicht und Umbauten (z. B. Ausbau von Sitzreihen) können hierbei entscheidend sein.

  • Eingeschränkte Nutzung: Die Nutzung sollte vorwiegend gewerblich oder transportbezogen erfolgen. Eine rein private oder gemischte Nutzung ist nicht immer problemlos möglich.

  • Mögliche Umbaukosten: Eventuell sind technische Anpassungen erforderlich, die mit Aufwand und Kosten verbunden sind.


Zwar kann sich eine solche Umstellung bei konkreter Eignung finanziell lohnen – sie ist jedoch nicht für jede:n Fahrzeughalter:in realistisch oder sinnvoll.Was auf dem Papier wie eine smarte Lösung aussieht, muss in der Praxis nicht immer die richtige Wahl sein – hier ist eine individuelle Abwägung entscheidend.


Fazit

Frau Meiers Fall zeigt, dass es auch dann noch Möglichkeiten gibt, wenn klassische Wechseloptionen nicht mehr greifen. Ein Versicherungswechsel war zwar nicht mehr machbar – doch gemeinsam konnten wir Alternativen durchdenken, die langfristig finanziell entlasten können.


Eine Lkw-Zulassung gehört dabei zu den eher speziellen Ansätzen: Sie kann sinnvoll sein, erfordert aber genaue Prüfung und ist nicht für jede Lebenssituation praktikabel. Was auf dem Papier gut klingt, muss am Ende auch wirklich zu Alltag und Fahrzeug passen.


Gerade in solchen Momenten zeigt sich, wie wertvoll eine persönliche Beratung ist – wenn man nicht nur Tarife vergleicht, sondern echte Lösungen findet.

 
 
bottom of page